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Kurzbeschreibung:
An einem Kirchweihsonntag, gleich nach dem Zwölfuhrläuten, erblickte ich in München das Licht der Schwanthaler Höhe. Weil ich mit meinen ersten Atemzügen schon den Geruch von Gansbraten, Schweinshaxen, Krapfen und Kücheln eingesogen habe, ist mir die Freude an allem „Bayerischen" direkt ins Blut gegangen. Den Frohsinn und die Lust am Lachen hat mir meine Menzinger Großmutter vererbt; das Fabulieren habe ich von meinem Vater, einem bekannten Münchener Journalisten. Weil man aber von dem „Boarischen" und dem Lustigsein allein nicht leben kann, besuchte ich das Münchener Lehrerinnenseminar und wurde eine „Schuifrein", zuerst in meiner Vaterstadt, dann an mehreren oberbayerischen und einer schwäbischen Dorfschule und zuletzt wieder in München. Mein Herz schlug zu gleichen Teilen für meine Schulkinder wie für meinen Mann, einen Münchener Berufsschuldirektor. Die dienstliche Laufbahn der „Schuifrein" beendete ¡äh ein 14jähriger Schüler, der mich - o Ironie des Schicksals - mit seinem Fahrrad vorzeitig in Pension beförderte. Meine Ehe zerbrach der Tod. Geblieben sind mir das Bayerische und die Freude, lustige Geschichten zu schreiben. Ein lieber, braver Bub war der kleine Elmar. Ich freute mich täglich über seinen Lerneifer. Da sah ich ihn einmal bei einem Spaziergang an der Hand seiner fast blinden Großmutter des Weges kommen. Vor jeder kleinen Unebenheit rief er: „Großmutter, hupf!" Die arme, alte Frau machte dann einen kleinen Sprung und Elmar ging an ihrer Hand weiter. Das gefiel mir gut und ich wollte schon einige lobende Worte zu dem aufmerksamen Jungen sagen, als mir auffiel, daß er manchmal sein „Großmutter, hupf!" auch hören ließ, wenn die Straße ganz glatt und eben war. Ich sprach ihn an: „Ja, Elmar, warum sagst du denn so oft ,Großmutter, hupf!', wenn gar kein Hindernis auf dem Wege ist?" Damit hatte ich mir aber seine ganze Ungnade zugezogen. „Dös is mei Großmutta, die kann i hupfn lassn, so oft i mag!"
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